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Zur „Bedeutung der Filmbranche für Mecklenburg-Vorpommern“ diskutierten Prof. Olaf Jacobs (Geschäftsführer MV Filmförderung GmbH), Hella Rihl (Leiterin des Rostocker FiSH - Filmfestival im StadtHafen), Bettina Westermann (Mitbetreiberin Luna Filmtheater Ludwigslust), Roland Possehl (Vorstandsvorsitzender des Berufsverbands der Film- und Medienproduzenten Mecklenburg-Vorpommern), Bettina Martin (Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten) und Volker Kufahl (Geschäftsführer FILMLAND MV gGmbH) miteinander und mit dem interessierten Fachpublikum. Moderiert wurde das Panel von Max-Stefan Koslik (stv. Chefredakteur Schweriner Volkszeitung).
Prof. Olaf Jacobs, Geschäftsführer der MV Filmförderung, führte aus, dass Mecklenburg-Vorpommern dank der neu etablierten Förderung im Kanon der Filmproduktionsstandorte angekommen sei. Dazu trage auch die Beteiligung an Focus Germany und die Zusammenarbeit mit dem Media Desk Hamburg bei. Die MV Filmförderung verstehe sich darüber hinaus als Anwalt der regionalen Branche bei der anstehenden umfassenden Reform der Filmförderung in Deutschland. Neben dem Fokus auf der regionalen Verankerung der geförderten Projekte sei das Engagement für den Nachwuchs eine Hauptaufgabe der MV Filmförderung. Bei Investitionen in Kinos sollen zukünftig auch Mittel für nachhaltige und energetische Investitionen zur Verfügung stehen. Jacobs wies auf die Limitierung des Förderbudgets hin, die zwangsläufig zu „Allokationsprobleme“ führen müsse.
FILMLAND MV-Geschäftsführer Volker Kufahl forderte, die positive Entwicklung der Filmförderung in MV unter Beteiligung der Branche zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Nur durch den Konsens der Akteure und die Beteiligung an den politischen Entscheidungsprozessen sei der große Fortschritt in den letzten Jahren überhaupt erst möglich geworden. Kufahl wies auf die Notwendigkeit einer film- und medienpolitischen Strategie für MV hin und schlug die Entwicklung eines Leitbildes und Handlungskonzeptes vor. Weiter forderte er die Einrichtung eines Film- und Medienreferats im zuständigen Kulturministerium sowie die Einrichtung institutionalisierter Beteiligungsprozesse. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass es den Festivals aktuell kaum möglich sei, faire Löhne zu bezahlen und notwendige Investitionen in Nachhaltigkeit, Internationalität und Barrierefreiheit zu tätigen. Er forderte daher eine Dynamisierung der Festivalförderung.
Roland Possehl, Vorsitzender des Produzentenverbandes MV, lobte die Einrichtung der MV Filmförderung. Er wies auf den großen Fachkräftemangel in der Filmbranche hin und forderte mehr Unterstützung von Landesregierung und Filmförderung bei der Nachwuchsförderung ein. Sein Verband werde dazu in Kürze ein Konzept vorlegen. Auch die Diskussion um die Beteiligung des NDR an der Filmförderung müsse fortgeführt werden. Vorbild könne hier die erreichte Einbindung des ZDF sein. Er betonte, dass es bei der Filmproduktion noch Zeit brauchen werde, die strukturellen Nachteile durch das Fehlen einer kulturwirtschaftlichen Filmförderung vor 2020 auszugleichen. Die Branche benötige neben maßgeschneiderten Konzepten für das Bundesland außerdem eine engagierte politische Interessenvertretung in Berlin und Brüssel.
Ministerin Bettina Martin betonte den erfolgten Paradigmenwechsel durch die Einrichtung der MV Filmförderung. Sie wolle Mecklenburg-Vorpommern als Filmland weiterentwickeln und den begonnenen Dialog mit der Branche fortsetzen, um gemeinsam ein Leitbild zu formulieren. Im Ministerium würden Kapazitäten aufgebaut, um die Filmförderung politisch zu begleiten. Wichtig seien ihr die Themen Nachwuchsförderung mit Blick auf die HMT Rostock und die Hochschule Wismar, Aufbau der notwendigen Infrastruktur bei der Filmproduktion, eine zielgenauere Festivalförderung und die Fortsetzung der Investitionsförderung für die Kinos. Die Gespräche mit dem NDR über eine Beteiligung würden fortgesetzt. Im Rahmen der Berlinale solle künftig wieder ein Empfang des Landes für die Branche ausgerichtet werden. Mit Blick auf die Forderung, das Budget für die Filmförderung zu erhöhen, verwies Martin auf die aktuellen Haushaltsverhandlungen. Sie betonte, dass die Filmförderung ein wichtiger Schwerpunkt für die Landesregierung sei und dort zumindest keine Mittel gekürzt werden sollten, allerdings seien die Verteilungsspielräume eng.
Hella Rihl, Leiterin des FiSH – Filmfestival im Stadthafen, machte auf die kritische finanzielle Lage der Filmfestivals im Land aufmerksam, die mit massiven Kostensteigungen kämpften und kaum Möglichkeiten hätten, dies mit eigenen Mitteln auszugleichen. Es werde mit der aktuellen finanziellen Ausstattung nicht möglich sein, das bisherige Programmangebot aufrechtzuerhalten. Sie kritisierte, dass die aktuelle Förderrichtlinie, die auf Filmproduktionen ausgelegt sei, für wiederkehrende kulturelle Filmveranstaltungen wie Festivals nicht passe. Hinzu komme die Komplexität von europäischen Förderanträgen, die einen unverhältnismäßigen Ressourcenaufwand erforderten.
Für die Kinos stritt Bettina Westermann, Mitbetreiberin des BKM-prämierten Luna Filmtheaters in Ludwigslust, für eine Fortführung des Investitionsprogrammes für Kinos. Sie betonte, dass bei der Filmförderung das Abspiel nicht vergessen werden dürfe, die Abspielförderung erhöht und vereinfacht werden müsse. Filme, die in MV produziert würden, müssten auch in MV sichtbar sein. Kinos seien nach wie vor die besten Orte, um diese Filme zu sehen. Da es bei einem qualitativ hochwertigen Kinoprogramm nicht möglich sei, nur auf die Wirtschaftlichkeit zu schauen, wünsche sie sich eine Basisförderung von Kinos. Sie betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Kinos als demokratische Kulturorte und forderte die Beteiligung der Branche an Entscheidungsprozessen.
Auch mit dem Publikum wurde diskutiert. Regisseur Dieter Schumann mahnte eine weitere Profilschärfung der Filmbranche in MV an, um so bundesweit auszustrahlen. Für die nicht-gewerblichen Kinos in MV hob Kati Mattutat (Filmclub Casablanca Greifswald) die Bedeutung der Investitionsförderung und des Kinokulturpreises in MV hervor. Die Förderrichtlinie sei auch auf die Bedürfnisse der nicht-gewerblichen Kinos anzupassen. Holm-Henning Freier (Latuecht Kino und Festival DokumentArt Neubrandenburg) verwies auf die schwierige Situation von Kino und Festival in Neubrandenburg, die ohne höhere finanzielle Hilfe des Landes nicht zu bewältigen sei.
Die Aufzeichnung des Panels kann auf YouTube gesichtet werden.
Im zweiten Teil der 8. Branchenkonferenz ging es um die Vorstellung moderner Projektionstechniken durch den Systemintegrator Stefan Scholz aus Schönberg. In einem anschließenden Workshop unter Leitung von Manja Malz (Metropolis-Kino Hamburg und Organisatorin von „Eine Stadt sieht einen Film“) für und mit Kinobetreibern aus MV wurde die gemeinsame Durchführung eines MV-Kinotages im Frühjahr 2024 diskutiert und verabredet.